Strukturwandel durch Erneuerbare Energien

Die nach und nach sich vollziehende Energiewende in Deutschland bringt einen wesentlichen Strukturwandel mit sich, auf den sich alle Beteiligten einstellen müssen.

Aufgrund der stark angestiegenen Zahl kleiner und mittelständischer Energieerzeuger vom Hauseigentümer bis zum Stadtwerk verlieren die etablierten Versorgungsunternehmen Marktanteile. Für die großen Energiekonzerne besteht aber auch das Problem der sinkenden Strompreise im Großhandel infolge der Einspeisung der Erneuerbaren Energien. Die Bilanzen von Eon und RWE können ein Lied davon singen.

Zuletzt wurden die Anteilseigner von RWE durch die Ankündigung schockiert, dass 2016 keine Dividende für Stammaktien gezahlt werden soll. Dies ist eine Hiobs-Botschaft für zahlreiche Kommunen im Ruhrgebiet, die an dem Konzern beteiligt sind, und aus den Dividenden bislang teils erhebliche Einnahmen für den kommunalen Haushalt erzielten.

So manche Kommune sieht sich vor die Frage gestellt, ob sie weiterhin gut investiert ist bei einem Konzern, der nach wie vor einen wesentlichen Anteil der Energie aus konventionellen, nicht erneuerbaren Quellen, wie Atom, Kohle und Gas erzeugt. Viele Kommunen haben es bereits vorgemacht, dass die eigene Investition in Erneuerbare Energien lohnt und es sich durch eine dezentrale Struktur über eine eigenes Stadtwerk deutlich besser wirtschaften lässt, als wenn man von einem der bisherigen Quasi-Monopolisten beliefert wird.

Schaut man sich die Ausgestaltung der Energiewende in den letzten Jahren an, so kann man den Eindruck gewinnen, den bisher marktprägenden Energieversorgern solle durch großzügige Förderung von Off-Shore-Windparks und anderen Großprojekten ein Gnadenbrot gewährt werden, um ihnen einen Anteil an der Energiewende und damit langfristig überhaupt Überlebenschancen zu sichern.

Durch die überproportionale Förderung derartiger Projekte, vor allem Off-Shore-Anlagen, welche sich oft als teuer und risikoreich erweisen, namentlich wegen der erschwerten Bedingungen auf hoher See, Fragen des Umweltschutzes und der erhöhten Leitungskosten, entsteht jedoch die Gefahr, dass die zunächst durch zahlreiche kleine und mittlere Anlagen eingeleitete und strukturell effektive dezentrale Energiewende ausgebremst wird. In diese Richtung zielt auch die die seit August 2014 für Anlagen mit einer Leistung von mehr als 10 kWp eingeführte Eigenverbrauchsabgabe für Solarstrom. Warum für selbst erzeugten und selbst verbrauchten Strom eine Abgabe geleistet werden soll, ist für Anlagenbetreiber, welche Ihren eigenen Strom aus Sonnenenergie produzieren, kaum vermittelbar.

Der notwendige Strukturwandel kann nur gelingen, wenn diejenigen Akteure, welche die Energiewende durch den Bau von Anlagen voranbringen, faire Startbedingungen erhalten. Dabei muss auf etablierte Strukturen und deren Nutznießer keine übermäßige Rücksicht genommen werden. Es sollte nicht zu Rettungsmaßnahmen wie im Banken-Bereich nach dem Motto „to big to fail“ kommen. Von den betroffenen Konzernen wurden mittlerweile die Zeichen der Zeit, wenn auch spät, erkannt und Maßnahmen wie etwa die Ausgliederung einzelner Bereiche und der forcierte Einstieg in die Produktion Erneuerbarer Energie ergriffen. Damit vollziehen sie notgedrungen selbst den Wandel zu kleineren Einheiten, die für die Erneuerbaren Energien kennzeichnend, weil effektiver sind.

Die Jahre der Großkraftwerke sind gezählt – die der Atomkraftwerke in Deutschland ohnehin. Sie weiterhin zu fördern, würde den Aufbau neuer Strukturen unnötig hinauszögern. Die Zukunft gehört mehrheitlich den kleinen und mittleren Anlagen, welche örtlich, etwa in einem Stadtwerk oder kommunalen Verbund, einschließlich integrierter Stromspeicher vernetzt werden und auf diese Weise einen erzeugungsnahen Verbrauch mit kurzen Leitungswegen ermöglichen.